Yamaha XJ 600 S Diversion oder....
Verfasst: Freitag 25. Januar 2019, 17:39
....die Butterstulle.
Was gibt es zu einem Brot- und Buttermotorrad zu sagen, außer dass es ein Brot- und Buttermotorrad ist. Zum Beispiel, dass auch ein solches Motorrad Emotionen wecken kann. Unglaublich, aber es geht. Als ich die XJ zum 1. Mal gesehen habe – also so richtig live und in Farbe – war es so. Schulden wir es der Tatsache, dass ich zuvor Besitzer einer XV 535 aus dem gleichen Haus war. Nicht dass es sich hierbei um ein schlechtes Motorrad handeln würde, aber zu mehr als gemütlich über die Höhen von Taunus und Odenwald hat das irgendwie nicht getaugt.
Es dauerte aber doch ein paar Monate, bis ich mich dann zu einer Probefahrt durchringen konnte. Es war November, zum Feierabend bereits dunkel, auf dem Feldberg lag erster Schnee und der Händler riet daher von einer Fahrt in diese Richtung ab; entsprechend kurz war der Ausritt. Aber nach diesem relativ kurzem Weg wusste ich was mein nächstes Motorrad sein sollte. Irgendwie hat alles gepasst, vielleicht weil meine Ansprüche auch noch nicht so groß waren, aber gerade deshalb war mir das Moped auf Anhieb sympathisch.
Die Diversion ließ sich einfach fahren und ist von ihrem Wesen ein kreuzbraves und auch recht gutmütiges Motorrad. Der Motor hat durch den Doppelauspuff einen warmen, recht sonoren Klang. Die Verarbeitung ist japantypisch im oberen Mittelfeld anzusiedeln und wenn man es gemütlich angehen lässt, hat die XJ eine durchaus ausreichende Leistung. Damals gab es nur die 50 und die 27/34 PS Variante der Diversion; die 61 PS XJ war zunächst dem Ausland vorbehalten und kam erst ein paar Jahre später offiziell in den Handel – vielleicht auch weil die Konkurrenz in Form der Bandit offen immerhin 28 PS mehr zu bieten hatte. Jedenfalls:
Im Frühjahr des folgenden Jahrs erstand ich dann eine Diversion in einem dem britisch-racing-green nachempfundenen Farbton. Es handelte sich hierbei um die erste überarbeitete Version mit etwas breiterer Frontmaske und ein paar Detailverbesserungen. Was nicht überarbeitet wurde war der weiche Einstellring des Federbeins und die fehlende „Vergaserheizung“. Apropos Vergaser: Hier wurde im Laufe der Serie (und in meinem Fall auf Garantie) die Bedüsung geändert, so dass das mangelhafte Startverhalten nach ein paar Tagen Standzeit der Vergangenheit angehört hat. Danach ging auch der Spritverbrauch runter. Waren es zuvor bei zaghafter Betätigung des Gasgriffs selten weniger als 5,5 Liter, sank der Verbrauch danach auf Werte von knapp unter 5. Der Bestwert lag einmal bei 3,6 Liter, was aber daran lag, dass auf einer Urlaubsreise über eine längere Strecke weit und breit keine Tankstelle zu finden war.
Was ebenfalls bei den Kaufüberlegungen eine Rolle gespielt hat: Die Div ist relativ gut ausgestattet und in meinem Fall sogar mit Kofferträger und H&B Koffern. Immerhin hatte sie neben einem kompletten Cockpit auch einen Hauptständer für die üblichen kleinen Wartungsarbeiten.
Weil das Wort Urlaub weiter oben gefallen ist: Für längere Touren ist die Div durchaus geeignet. Autobahnrichtgeschwindigkeit vorausgesetzt, kommt man weitestgehend entspannt am Reiseziel an. Die Halbschale schützt Oberkörper und sogar die Hände gut vor den heranstürmenden Winden ab. Und das bei erträglichem Lärm, denn der Schlitz in der Verkleidungsscheibe macht sich (zumindest bei meiner Körpergröße) durchaus bezahlt. Bei höheren Geschwindigkeiten machen sich aber unschöne Vibrationen in den Lenkerenden und den Fußrasten bemerkbar. Und wenn wir schon bei Bemerkbar sind. Vorsicht beim Ausrollen lassen von Tempo 80 an abwärts: Je nach Bereifung verursacht (vermutlich) die Verkleidung einen mehr oder weniger stark ausgeprägten Shimmy-Effekt. Diesen kann man besonders intensiv genießen, wenn man die Hände vom Lenker nimmt. Bei 60 und geringerem Tempo ist dann Schluss. Ich kann aus heutiger Sicht nicht mehr sagen welcher Reifen drauf war, nur dass der Effekt bei der Originalbereifung stärker aufgetreten ist, als bei der zweiten Paarung.
Eine andere Schwäche der XJ ist ihr relativ geringes Drehmoment in Verbindung mit einem schmalen nutzbaren Drehzahlband. Bis 4.500/5.000 Touren geht es mehr oder weniger gemütlich voran. Dann kommt eine große Leere, die etwa bis 6.000 Touren anhält. Danach passiert so etwas wie eine Leistungsexplosion, bis dann bei 8.000 Touren so allmählich die Luft dünner wird. Drehfreude ist anders, aber wenn man sich darauf einstellt, ist die Leistung vollkommen ausreichend. Eine 600er Bandit braucht ja auch Drehzahlen, hat dafür aber auch 28 Pferde mehr unter dem Tank.
Mein Fazit nach ca. 19.000 KM: Für Anfänger ist die Diversion eine durchaus überlegenswerte Alternative. Auf dem Gebrauchtmarkt kann man für relativ kleines Geld ein gepflegtes Moped mit geringen Laufleistungen erstehen, mit dem man viel Spaß haben kann. Nur: Wer sportlichere Ambitionen hat, sollte bei der Konkurrenz nachschauen.
Was gibt es zu einem Brot- und Buttermotorrad zu sagen, außer dass es ein Brot- und Buttermotorrad ist. Zum Beispiel, dass auch ein solches Motorrad Emotionen wecken kann. Unglaublich, aber es geht. Als ich die XJ zum 1. Mal gesehen habe – also so richtig live und in Farbe – war es so. Schulden wir es der Tatsache, dass ich zuvor Besitzer einer XV 535 aus dem gleichen Haus war. Nicht dass es sich hierbei um ein schlechtes Motorrad handeln würde, aber zu mehr als gemütlich über die Höhen von Taunus und Odenwald hat das irgendwie nicht getaugt.
Es dauerte aber doch ein paar Monate, bis ich mich dann zu einer Probefahrt durchringen konnte. Es war November, zum Feierabend bereits dunkel, auf dem Feldberg lag erster Schnee und der Händler riet daher von einer Fahrt in diese Richtung ab; entsprechend kurz war der Ausritt. Aber nach diesem relativ kurzem Weg wusste ich was mein nächstes Motorrad sein sollte. Irgendwie hat alles gepasst, vielleicht weil meine Ansprüche auch noch nicht so groß waren, aber gerade deshalb war mir das Moped auf Anhieb sympathisch.
Die Diversion ließ sich einfach fahren und ist von ihrem Wesen ein kreuzbraves und auch recht gutmütiges Motorrad. Der Motor hat durch den Doppelauspuff einen warmen, recht sonoren Klang. Die Verarbeitung ist japantypisch im oberen Mittelfeld anzusiedeln und wenn man es gemütlich angehen lässt, hat die XJ eine durchaus ausreichende Leistung. Damals gab es nur die 50 und die 27/34 PS Variante der Diversion; die 61 PS XJ war zunächst dem Ausland vorbehalten und kam erst ein paar Jahre später offiziell in den Handel – vielleicht auch weil die Konkurrenz in Form der Bandit offen immerhin 28 PS mehr zu bieten hatte. Jedenfalls:
Im Frühjahr des folgenden Jahrs erstand ich dann eine Diversion in einem dem britisch-racing-green nachempfundenen Farbton. Es handelte sich hierbei um die erste überarbeitete Version mit etwas breiterer Frontmaske und ein paar Detailverbesserungen. Was nicht überarbeitet wurde war der weiche Einstellring des Federbeins und die fehlende „Vergaserheizung“. Apropos Vergaser: Hier wurde im Laufe der Serie (und in meinem Fall auf Garantie) die Bedüsung geändert, so dass das mangelhafte Startverhalten nach ein paar Tagen Standzeit der Vergangenheit angehört hat. Danach ging auch der Spritverbrauch runter. Waren es zuvor bei zaghafter Betätigung des Gasgriffs selten weniger als 5,5 Liter, sank der Verbrauch danach auf Werte von knapp unter 5. Der Bestwert lag einmal bei 3,6 Liter, was aber daran lag, dass auf einer Urlaubsreise über eine längere Strecke weit und breit keine Tankstelle zu finden war.
Was ebenfalls bei den Kaufüberlegungen eine Rolle gespielt hat: Die Div ist relativ gut ausgestattet und in meinem Fall sogar mit Kofferträger und H&B Koffern. Immerhin hatte sie neben einem kompletten Cockpit auch einen Hauptständer für die üblichen kleinen Wartungsarbeiten.
Weil das Wort Urlaub weiter oben gefallen ist: Für längere Touren ist die Div durchaus geeignet. Autobahnrichtgeschwindigkeit vorausgesetzt, kommt man weitestgehend entspannt am Reiseziel an. Die Halbschale schützt Oberkörper und sogar die Hände gut vor den heranstürmenden Winden ab. Und das bei erträglichem Lärm, denn der Schlitz in der Verkleidungsscheibe macht sich (zumindest bei meiner Körpergröße) durchaus bezahlt. Bei höheren Geschwindigkeiten machen sich aber unschöne Vibrationen in den Lenkerenden und den Fußrasten bemerkbar. Und wenn wir schon bei Bemerkbar sind. Vorsicht beim Ausrollen lassen von Tempo 80 an abwärts: Je nach Bereifung verursacht (vermutlich) die Verkleidung einen mehr oder weniger stark ausgeprägten Shimmy-Effekt. Diesen kann man besonders intensiv genießen, wenn man die Hände vom Lenker nimmt. Bei 60 und geringerem Tempo ist dann Schluss. Ich kann aus heutiger Sicht nicht mehr sagen welcher Reifen drauf war, nur dass der Effekt bei der Originalbereifung stärker aufgetreten ist, als bei der zweiten Paarung.
Eine andere Schwäche der XJ ist ihr relativ geringes Drehmoment in Verbindung mit einem schmalen nutzbaren Drehzahlband. Bis 4.500/5.000 Touren geht es mehr oder weniger gemütlich voran. Dann kommt eine große Leere, die etwa bis 6.000 Touren anhält. Danach passiert so etwas wie eine Leistungsexplosion, bis dann bei 8.000 Touren so allmählich die Luft dünner wird. Drehfreude ist anders, aber wenn man sich darauf einstellt, ist die Leistung vollkommen ausreichend. Eine 600er Bandit braucht ja auch Drehzahlen, hat dafür aber auch 28 Pferde mehr unter dem Tank.
Mein Fazit nach ca. 19.000 KM: Für Anfänger ist die Diversion eine durchaus überlegenswerte Alternative. Auf dem Gebrauchtmarkt kann man für relativ kleines Geld ein gepflegtes Moped mit geringen Laufleistungen erstehen, mit dem man viel Spaß haben kann. Nur: Wer sportlichere Ambitionen hat, sollte bei der Konkurrenz nachschauen.